Die Digitalisierung im Allgemeinen und die sozialen Medien im Speziellen haben zweifelsohne zu einer größeren Transparenz geführt. Das gilt nicht nur für die Beziehung zwischen Unternehmen und Kunden, sondern auch für den Arbeitsmarkt. Hatten Bewerber früher nur beschränkte Möglichkeiten, sich über potenzielle/neue Arbeitgeber zu informieren, so bieten sich ihnen heute eine Vielzahl an Möglichkeiten. Vor allem Online-Job-Portale, auf denen Arbeitgeber bewertet und Erfahrungsberichte geteilt werden, bieten eine Transparenz, die früher undenkbar war.
Hinzu kommt in vielen Bereichen eine Entwicklung vom Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt: Zum Teil aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland wird es auch für Unternehmen der Automotive-Branche deutlich schwieriger, Top-Talente zu finden. Während sich OEM wie Audi, BMW oder Porsche und Automobilzulieferer wie Bosch oder Continental Bewerber zuweilen nach wie vor aussuchen können, wird es gerade für Zulieferer, allen voran mittelständische Unternehmen, immer schwieriger, an gute Ingenieure, IT’ler etc. zu kommen.
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Weil sich Arbeitnehmer heutzutage außerdem nicht mehr nur mit ihrer Arbeit, sondern auch mit ihrem Arbeitgeber identifizieren wollen, müssen sich Unternehmen entsprechend positionieren, um von potenziellen Bewerbern und aktuellen Mitarbeitern als attraktiv und interessant wahrgenommen zu werden. Aus diesem Kontext heraus entwickelte sich die Personalmarketing-Disziplin des „Employer Branding“, die nichts anderes bedeutet als den Aufbau und die Pflege von Unternehmen als Arbeitgebermarke, um sich von anderen Wettbewerbern im Arbeitsmarkt positiv abzuheben.
Social Media bietet in diesem Zusammenhang großes Potenzial, um sich entsprechend zu positionieren. Insbesondere Hochschulbabsolventen und sogenannte Young Professionals nutzen die sozialen Medien intensiv. Wollen Arbeitgeber diese Zielgruppe ansprechen, müssen sie dort aktiv werden. In vielen Unternehmen existieren jedoch immer noch Vorbehalte gegenüber Social Media. Viele Entscheider und Personaler begreifen die sozialen Medien immer noch als Bedrohung, fürchten Kontrollverlust und „Shitstorms“, als vielmehr das riesige Potenzial von Social Media wahrzunehmen. Denn auf eine pragmatischere und realistischere Ebene heruntergebrochen, bieten die sozialen Medien Unternehmen neue, spannende Tools, um bei potenziellen und aktuellen Mitarbeitern zu punkten.
Um positiv wahrgenommen zu werden, müssen Unternehmen mit relevanten und authentischen Inhalten kommunizieren. Das bedeutet, dass Unternehmen auf eine allzu werbliche Ansprache verzichten sollten und vielmehr mit „redaktionellen“ Inhalten arbeiten sollten. Mit spannenden und authentischen Geschichten aus dem Unternehmen, etwa aus dem Arbeitsalltag ausgesuchter Mitarbeiter, kann nicht nur eine positive Atmosphäre vermittelt werden – das Unternehmen kann sich und seine Mitarbeiter in bestimmten Bereichen zudem als Experte(n) positionieren, um so auch für Bewerber noch attraktiver zu wirken.
Vor allem die Karriereportale Xing und LinkedIn bieten sich für Employer-Branding-Maßnahmen und Arbeitgebermarketing an. Zum einen bieten diese Portale eine riesige Reichweite mit Millionen Arbeitnehmern, zum anderen können hier aktuelle und potenzielle neue Mitarbeiter genau dann angesprochen werden, wenn sie für Business- und Karriere-Themen empfänglich sind.
Unternehmen wie Continental schöpfen das ganze Potenzial von Xing und LinkedIn aus. Sie nutzen das gesamte, zum Teil kostenpflichtige Angebot, präsentieren sich mit hochwertigem Bildmaterial und entsprechenden Texten, informieren regelmäßig über Unternehmensneuigkeiten und posten selbstverständlich auch aktuelle Stellenanzeigen. Die Reichweiten sind enorm: Bei LinkedIn hat Continental über 170.000 Follower (Stand 19.05.2016), bei Xing immerhin 21.455 (Stand 19.05.2016).
Große Konzerne sind auch etwa bei Facebook bereits dazu übergegangen, eigene Karriere-Pages zu betreiben. Bosch zum Beispiel betreibt neben seiner globalen, englischsprachigen Facebook-Seite eine deutschsprachige Karriere-Seite, auf der Karriere-Events, Videos und natürlich Stellenanzeigen gepostet werden. Zudem fungieren Bosch-Mitarbeiter als sympathische „Testimonials“ und Markenbotschafter, die sich bei ihrer Arbeit sozusagen über die Schulter schauen lassen und so exklusive Einblicke in das Unternehmen mit seinen Mitarbeitern ermöglichen.
Besonders spannend sind zudem die Werbemöglichkeiten bei Facebook und LinkedIn. Hier haben Personalmarketing-Profis die Möglichkeit, mit speziellen Anzeigen auf ihre eigenen Pages oder Stellenanzeigen aufmerksam zu machen. Der Clou liegt im sogenannten „Targeting“: Sowohl bei Facebook als auch bei LinkedIn lassen sie Zielgruppen zum Teil extrem genau ansprechen: Bei LinkedIn lassen sich unter anderem Position, Tätigkeitsbereich Karrierestufe, Branche und Unternehmensgröße filtern, bei Facebook Ausbildungsgrad, Branche und Interessen.